Von nichts kommt nichts! Genug gejammert!
Wie wir den Equal Pay Day ad acta legen
Entgeltungerechtigkeit ist, wie das Wort schon sagt, etwas Ungerechtes. Auf Ungerechtigkeiten muss man aufmerksam machen! Mit dem Equal Pay Day tut der Business and Professional Women – Germany e.V. (BPW Germany) das nun schon zum sechsten Mal. Aber das allein wird die Gehaltsschere nicht schließen. Dazu gehört mehr!
Deutschlands Mädchen schneiden heute beim Abitur besser ab als die Jungs. Es gibt mehr Studentinnen als Studenten. Aber die Mehrheit der Studentinnen belegt ein schöngeistiges Fach. Mit Germanistik, Anglistik oder Geschichte erreichen jedoch nur die wenigsten die Führungsebene, wo das große Geld verdient wird! In den oberen Etagen der meisten Unternehmen werden Akademiker gesucht, die eine Natur- oder Ingenieurswissenschaft studiert und sich dann betriebswirtschaftlich weitergebildet haben. Bei den Naturwissenschaften liegt der Anteil der Studentinnen allerdings noch unter 20 Prozent! Wenn von diesen 20 Prozent einige noch beschließen, Kinder zu bekommen und zu Hause zu bleiben oder nur noch in Teilzeit zu arbeiten, dann wird es eng bei weiblichen Nachwuchsführungskräften.
Eine gute Ausbildung allein macht noch keinen Erfolg aus
Wer Erfolg haben und ganz oben mitmischen will, muss Zeit investieren. 10.000 Stunden, meint Malcolm Gladwell, Autor des Buches „Überflieger – Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht“, in einem Spiegel-Interview über das Geheimnis erfolgreicher Menschen. 10.000 Stunden – was einem Aufwand von ungefähr zehn Jahren entspricht – sind notwendig, um in der obersten Liga mitspielen zu können. Viele Frauen sind dazu nicht bereit. Und wenn, dann nur bis zur Geburt des ersten Kindes. Spätestens dann wird die Arbeit an der Karriere auf Eis gelegt.
Laut der Hans-Böckler-Stiftung sind nur 41,6 Prozent der Frauen in Deutschland Vollzeitkräfte. Doch eine Karriere in Teilzeit ist nahezu unerreichbar! Karriere und Kinder zu vereinbaren ist schwierig, aber nicht unmöglich! In Deutschland ist die Betreuung der Kinder noch lange nicht auf einem Niveau, das es beiden Elternteilen gleichermaßen erlaubt, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Es fehlen Ganztagsschulen, Schulen, in denen die Kinder neben dem Unterricht auch Spaß haben. Schulen, an denen die Lehrer Zeit haben, den Stoff zu vermitteln, und die Schüler Zeit haben, den Stoff aufzunehmen! Aber wollen die Mütter und Väter Deutschlands das wirklich? Wer Karriere und Kinder will, muss optimale Rahmenbedingungen fordern! Mehr als bisher!
Berufserfahrung ist wichtig
Qualifikation ist das eine, Berufserfahrung das andere. Denn auch sie ist bares Geld wert. Statistiken zeigen, dass die Gehaltsschere bei Frauen bis zum Alter von 24 wesentlich geringer ist als bei Frauen über 35. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass nur wenige Frauen unter 24 ein Kind bekommen. Ist das erste dann da, unterbrechen viele Frauen die Erwerbstätigkeit. Und genau in dieser Phase ziehen die Kolleginnen ohne Kinder und die männlichen Kollegen (mit oder ohne Kinder und wenn mit, dann nach der seit jeher bewährten Methode der „Arbeitsteilung“) auf der Karriereleiter an den Frauen mit Kind vorbei.
Zum Kinderkriegen gehören aber zwei. Warum dann nicht auch zur Kindererziehung? Die Väter müssen noch mehr mit einbezogen werden – nicht nur zwei Monate! Wenn die Frau nicht auf Berufserfahrung und gleiche Bezahlung verzichten möchte, muss auch der Vater ran. Dann muss auch er eine Auszeit nehmen und seine Stunden im Büro reduzieren.
Frauen sollten sich verbünden
Oder ist das Selbstbild der „Dazuverdienerin“ an der Situation schuld, das viele Frauen noch immer in sich tragen? Verhandeln Männer härter, weil sie die Familienernährer sind? Wenn ja, dann müssen die Frauen endlich anfangen, umzudenken. Denn eine Arbeitsleistung ist nicht deshalb weniger wert, weil sie „nur“ für ein Zubrot geleistet wird. Die Leistungen sind die gleichen, und es gibt keinen Grund, sie unter Wert zu verkaufen.
In ihrem Buch „Mütter, Euer Feind ist weiblich“ schreibt Cornelie Kister: „Fast immer sind es Frauen, die ihresgleichen das Leben schwer machen.“ Eine berufstätige Frau ohne Kinder wird von den berufstätigen und nicht berufstätigen Müttern als egoistisch bezeichnet. Eine Mutter, die eine Erwerbstätigkeit ausübt, womöglich noch in Vollzeit, vernachlässigt ihre Kinder, und sich wirklich dem Job widmen kann sie auch nicht – so die Meinung der kinderlosen Frauen und der Mütter, die zu Hause bleiben. Bleibt die Mutter bei den Kindern, werfen ihr die erwerbstätigen Frauen und Mütter Faulheit vor. Wie frau es macht, macht sie es falsch. Doch anstatt sich gegenseitig zu verurteilen, sollten sich die Frauen verbünden.
Schluss mit dem Müttermythos! Schluss mit dem Mythos der Rabenmutter! Es gibt kein Richtig und kein Falsch! Es gibt nur ein Anders! Frauen müssen das Anders endlich respektieren, denn nur gemeinsam schaffen wir es!
Rein in die Verhandlung, mehr Gehalt fordern
Wie die Sinus-Sociovision-Studie Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern belegt, werden Leistungsbefähigung und Leistungswille von Frauen im Beruf heute nicht mehr hinterfragt, sondern als selbstverständlich betrachtet. Es gibt also keinen Grund, weshalb Frauen für ihre Leistung nicht das verlangen sollten, was ihnen zusteht! Aber immer noch fordern Frauen viel zu selten die ihnen gebührenden Gehaltserhöhungen ein! Sie gehen noch immer davon aus, dass der Vorgesetzte ihre Mehrarbeit erkennt und eine Gehaltserhöhung anbietet.
Hinzu kommt, dass es den meisten Frauen scheinbar ausreicht, wenn die Arbeit Spaß macht. Aber von Spaß kann man keine Familie ernähren! In den Verhandlungen sind Frauen eher zurückhaltend, während man die Verhandlungstechniken vieler Männer schon fast als dreist bezeichnen könnte, so Martin Wehrle, Gehaltscoach, in einem Interview mit Welt Online.
Wenn Frauen in einer Verhandlung nicht das erhoffte Ergebnis erzielen, sind sie beleidigt. Sie fühlen sich persönlich angegriffen, während Männer es sportlich nehmen und die Niederlage als Ansporn für die nächste Verhandlungsrunde betrachten, so das Ergebnis einer Studie der Professorinnen Andrea Ruppert und Martina Voigt der Fachhochschule Frankfurt am Main.
Also: Genug gejammert und ran ans Geld! Spaß und Zurückhaltung ernähren keine Familie! Rein in die Verhandlung, mehr Gehalt fordern und es nicht persönlich nehmen, wenn es nicht klappt! Am Ball bleiben! Etwas geht immer! Und sonst beim nächsten Mal!
Ein Gastbeitrag zum Equal Pay Day von Frau Beste-Fopma, Initiatorin und Chefredakteurin der Lob – Die Zeitschrift für berufstätige Mütter und Väter.