Der Bund steht auf Männer

Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig und die Präsidentin der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte e.V. Monika Schulz-Strelow
© FidAR - fidar.de

Public WoB-Index attestiert Schlappe bei der Frauenförderung

Eine Erklärung dürfte Bundesministerin Manuela Schwesig nicht leicht gefallen sein, als sie zusammen mit Monika Schulz-Strelow, der Präsidentin der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte e.V. (FidAR) heute den Public Women-on-Board-Index (WoB-Index) vorstellte. Der Index misst und dokumentiert den Frauenanteil in Führungspositionen der 225 größten Unternehmen, an denen Bund, Länder oder Gemeinden mehrheitlich beteiligt sind. Er kommt zu einem schlechten Ergebnis.

  • Der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien öffentlicher Unternehmen liegt insgesamt bei 25,1 Prozent. Unternehmen mit mehrheitlicher Bundesbeteiligung schneiden mit 20,7 Prozent schlechter ab als Unternehmen mit mehrheitlicher Landesbeteiligung (21,7 Prozent) oder kommunaler Beteiligung (30 Prozent).
  • Bei den 65 untersuchten Unternehmen mit Bundesbeteiligung ist nur jede 5. Position in Aufsichtsgremien mit einer Frau besetzt (20,7 Prozent).
  • Der Frauenanteil in Top-Managementorganen (Vorstand, Geschäftsführung) aller untersuchten Unternehmen erreicht nur 14 Prozent.

Dabei gilt seit 1994 in Deutschland das Bundesgremienbesetzungsgesetz, dass den Bund bei der Besetzung von Vorständen, Aufsichtsräten etc. zur sogenannten Doppelbenennung verpflichtet. Danach müssen für alle freie Sitze in entsprechenden Gremien bei persönlicher und fachlicher Eignung sowohl ein Mann als auch eine Frau vorgeschlagen, die jeweilige Entscheidung im Sinne einer gleichberechtigten Teilhabe gefällt werden.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Gehalten hat sich an dieses Gesetz, eingeführt unter der damaligen Frauenministerin Angela Merkel, bislang niemand. Wie Schwesig mit Veröffentlichung der Studie bekannt gab, wolle sie die Gesetze zur Gleichstellung deshalb „anschärfen“. Dazu gehöre auch, Unternehmen wie die Deutsche Bahn, die Deutsche Flugsicherung oder die Bundesdruckerei endlich an die gemachten Vorgaben zu binden.

Gegenüber Deutschlandradio Kultur bemerkte die Ministerin: „Man kann nicht der Wirtschaft Dinge abverlangen, die der öffentliche Bereich selbst nicht einhält.“ Neben der Vorbildfunktion gehe es ihr vor allem um das Thema Gerechtigkeit. Gerechtigkeit gegenüber der freien Wirtschaft, aber auch gegenüber den Frauen – nicht nur in Spitzenpositionen. Mit mehr Frauen in den Aufsichtsräten würden für Frauen Türen in allen Bereichen aufgestoßen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert