Er Kapitän, sie Crew? – Frauen in der PR
Von den eigenen Fähigkeiten wenig überzeugt
Die PR-Branche setzt sich vorwiegend aus Frauen zusammen – ihr Anteil im Management liegt mit 44 Prozent deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt anderer Branchen. Dennoch haben aktuellen Zahlen zufolge noch immer ihre männlichen Kollegen das Ruder in der Hand. Eine empirische Studie zur Feminisierung der PR in Deutschland hat deshalb die Branche und das Thema „Frauen in der PR” etwas genauer betrachtet.
Die Untersuchungen der Westfälischen Hochschule am Institut für Journalismus und Public Relations sind auf Grundlage der Auswertung von 654 Fragebogen einer Onlineerhebung sowie qualitativen Interviews mit PR-Führungskräften aus Agenturen und Unternehmen entstanden. Hier eine Liste mit den wesentlichen Ergebnissen der Studie:
Frauen in der PR …
- sind jünger als Männer
- haben zu 50 Prozent weniger als 6 Jahre Berufserfahrung
- verdienen weniger
- haben häufiger studiert – Gehaltsunterschiede gleichen sich mit steigendem Alter an
- erleiden mit der Familiengründung oft Gehaltsdiskriminierungen
- besetzen meist mittlere Positionen, während Männer in Führungspositionen arbeiten
- sind zu 78,8 Prozent kinderlos
- erhalten weniger Anerkennung über ihre Leistung
- werden für ihren menschlichen, integrativen und motivierenden Führungsstil vor allem von Führungskräften wertgeschätzt
- sind verstärkt dazu bereit, die Anerkennung ihrer Leistung einzufordern
- müssen mehr leisten, was der hohe Anteil promovierter PR-Frauen beweist
- verfügen meist über PR-spezifische Ausbildungen
- streben oftmals eine Top-Managementposition an, vor allem, wenn sie Mütter sind
- halten im Gegensatz zu den männlichen Befragten ihre eigenen Skills für den Aufstieg in die Führungsetage für weniger hilfreich als männliche Eigenschaften; entscheidend ist, dass beide Geschlechter in Führungsetagen und mit Entscheidungsgewalt sich aber vermehrt für die weiblichen Verhaltensweisen aussprechen.
Tipp: Frauen sollten verstärkt Kurse aus dem Wirtschaftsbereich belegen, denn als besonders karriereförderlich erweisen sich laut Studie Kombinationen aus PR-spezifischer und Management- bzw. wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung.
Fazit: Auch in der PR-Branche ist erkennbar, dass Top-Positionen vorwiegend von männlichen Führungskräften besetzt werden. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen bereits frühzeitig und aktiv spezielle Managementcoachings und höhere Verantwortung einfordern und bewältigen, um sich über ihren Leistungswillen und entsprechende Könnerschaft bei wesentlichen Entscheidungsträgern zu profilieren. Nichtsdestotrotz bleibt für den Aufstieg eine adäquate Unternehmenskultur notwendig, die nicht nur weibliche Fähigkeiten wertschätzt, sondern auch typisch weibliche Karrierewege anerkennt und beispielsweise flexiblere und familienfreundlichere Arbeitsformen schafft.