Die richtige Zeit, Träumen zu folgen, ist jetzt
Die Zukunftsentwicklerin Silvia Ziolkowski im Interview
In verschiedenen Funktionen sammelt Silvia Ziolkowski bereits seit mehr als 28 Jahren Erfahrungen im konsequenten Umsetzen von Zielen: als Vorstandsmitglied eines Softwarehauses, als Business-Partnerin eines Industrieunternehmens, als Unternehmercoach für IT-Firmen und als Inhaberin der ArtVia net.consult. Es ist ihr ein Herzensanliegen, mit ihrer langjährigen Coachingerfahrung und den Erkenntnissen aus ihrem Unternehmens- und Lebensweg andere dabei zu unterstützen, ihre Stärken zu leben und dabei mutig und souverän ihre Zukunft zu bauen.
Sie nennen sich selbst „Die Zukunftsentwicklerin“. Was genau verstehen Sie darunter?
„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Dieses Zitat von Willy Brandt trifft genau, was ich mit „Zukunftsentwicklerin“ meine: die eigene Zukunft aktiv gestalten. Und gestalten kann ich dann, wenn ich eine Vorstellung von meiner Zukunft habe. Ich habe dazu Werkzeuge entwickelt, die helfen, die Gestaltungs- und Vorstellungskraft zu erhöhen. Eines davon ist das Tool Future Zooming®. Immer wieder habe ich in meinem Berufsleben die Erfahrung gemacht, dass es fatal sein kann, der Zukunft nicht genug Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn wir unsere Zukunft nicht aktiv entwickeln, passiert sie einfach. Vielleicht kennen Sie den Satz: „Who drives the bus?“ Wenn der Bus nicht von uns gesteuert wird, tut es jemand anders und möglicherweise kommen wir dann auch ganz woanders an, als wir wollen, oder andere kommen mit unserer Hilfe da, an wo sie wollen, ob das dann zu unseren eigenen Vorstellungen passt, ist oft fragwürdig.
Wie setzen Sie diesen Ansatz in Ihrer täglichen Arbeit um?
Ich arbeite sehr methodisch und lösungsorientiert und habe deshalb auch zwei Ansätze entwickelt, die den klaren Fokus des Klienten, seine Orientierung und die Machbarkeit des Ziels im Blick haben. Von Future Zooming® habe ich ja schon gesprochen, da geht es um das big picture, das große Bild meiner gelungenen Zukunft, das es als Erstes zu entwerfen gilt. Ein weiteres Werkzeug ist das Zukunftshaus® – damit erschaffe ich mir die Leitplanken für meine gewünschte Zukunft. So komme ich nicht mehr vom Weg zum Ziel ab. Die Menschen, die zu mir kommen, wollen etwas ändern. Oft plagt sie das typische Gefühl: „Das kann doch nicht alles gewesen sein.“
Manchmal haben sich Visionen einfach erledigt und es gibt keine Anschlussvision mehr. Trotz eines vollen Alltags fühlt sich das Leben dann leer an. Der Wunsch nach wieder mehr Spannung, Spaß, Lust am Leben und Ausgefülltsein bringt uns in Bewegung. Da helfe ich dann mit meinen Werkzeugen, sich über die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte bewusst zu werden. Damit wir dauerhaft zufrieden sind, brauchen wir Ziele, die größer sind als wir selbst, die uns herausfordern und am besten etwas mit anderen zu tun haben. Doch das passiert nicht automatisch, das ist Arbeit, denn auch eine Vision muss jeden Tag neu aufgeladen werden, um ihre inspirierende Kraft zu entfalten.
In Ihrem Buch „Bau dir deine Zukunft“ geht es darum, einen neuen Rahmen für die eigene Zukunft zu schaffen, in welchem Visionen umgesetzt werden können. Was können Sie unseren Leserinnen zum Buch erzählen?
Bei meiner Arbeit am Buch habe ich herausgefunden, dass es im Kern immer fünf Bausteine sind, die erfolgreiche Menschen nutzen, um ihre Ziele zu erreichen und ihr Herzensthema zu leben. Mit dem Zukunftshaus® habe ich diese Strategien auf eine nachvollziehbare Formel gebracht. Ich erkläre im Buch den Ansatz des Zukunfthauses und erzähle Geschichten von Menschen, die diese Mechanismen für ihre Ziele und für ein glückliches Leben erfolgreich nutzen. In unserem Kulturkreis werden wir ja selten dazu erzogen, große Ideen zu entwickeln.
Bei meiner Arbeit merke ich immer wieder, wie wichtig es ist, gerade Frauen zu ermuntern, sich auf ihre Freuden, Werte und Talente zu besinnen: Was macht mir Spaß, was ist mir wichtig und was kann ich? Dabei geht es nicht um „me, myself and I“, sondern darum, das eigene Können und die eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu rücken. Ich möchte vor allem den Leserinnen zurufen: Denken Sie größer! Wie Coco Chanel schon so wunderbar gesagt hat: „Der schlimmste Fehler von Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn.“ Es geht darum, sich selbst etwas zuzutrauen und das fängt damit an, dass ich weiß, was mich ausmacht. Das gibt Sicherheit.
In meinem Buch spreche ich auch von einer „Beseelt und Bekloppt-Kultur“. Ich glaube, wir sind längst reif dafür, dass der doppelte Boden fehlen darf und gerade das Berufsleben mehr Seele verträgt. Für mich heißt das auch: Werden Sie zum Zukunftsbauer und seien Sie beseelt genug, um an Ihre Vision zu glauben, und bekloppt genug, die Gegenwart zu ändern, damit sie wahr wird. Damit das gelingt, ist es vor allem wichtig, an seinem Fundament zu arbeiten. Und da sind wir dann bei den eigenen Glaubenssätzen, die uns am Fortkommen hindern. Da muss ich anpacken: Welche Haltung und Überzeugung brauche ich, um über mich hinauszuwachsen?
Was hat Sie zu Ihrem Job inspiriert?
Als ich zwanzig Jahre alt war, beschloss ich, für ein Jahr als Au Pair in die USA zu gehen. Das war damals schwierig und als ich in New York bei der Passkontrolle war, wurde ich prompt aufgehalten. Ich bin bei der Einwanderungsbehörde gelandet und der Inspektor dort wollte mich nicht einreisen lassen. Er wollte mich direkt wieder mit dem nächsten Flieger nach Hause schicken. Da wusste ich, dass ich mich für meinen Traum stark machen muss. In mir drin tauchte ein „No! I won’t go home!“ auf und ich spürte förmlich, wie mir meine Vision Flügel verlieh. Ich bin kämpferisch geworden und konnte letztlich in den USA bleiben. Das hat mir nachhaltig zu innerer Stärke verholfen. Seit damals weiß ich: Es ist viel mehr möglich, als wir glauben, und es passiert viel weniger, als wir befürchten.
Was ist die größte Herausforderung, der Sie in Ihrem Berufsleben begegnen?
Ich bin ein sehr neugieriger und vielseitig interessierter Mensch. Für mich ist es die größte Herausforderung, mich auf der einen Seite nicht von den vielen, für mich spannenden Themen ablenken zu lassen und dann auf der anderen Seite doch Zeit dafür zu finden, mich einmal ablenken zu lassen, um up to date zu bleiben und auch um Mensch zu bleiben. Da ich ziemlich gut gebucht bin, gibt den Takt oft das Business vor. Allerdings sind mir meine Auszeiten heilig und die verteidige ich ganz vehement. Schließlich empfehle ich das auch meinen Kunden, darauf zu achten, dass sie sich genügend Zeit für die eigene Zukunftsentwicklung einräumen. Aber eine Herausforderung ist es schon.
Wer oder was hat Sie selbst auf Ihrem Karriereweg nachhaltig beeinflusst?
Erstmal das Erlebnis bei der Einreise in die USA und die damit verbundene Erkenntnis, was ein Traum bewirken kann. Als zweites prägendes Erlebnis würde ich die Begegnung mit einem Kapitän bezeichnen. Ich arbeitete damals in Rotenburg an der Fulda. Dort gab es das Herz-Kreislauf-Zentrum, in dem die wirklich schweren Fälle eingeliefert wurden. Der Kapitän war wegen eines schweren Herzinfarktes dort. Er erzählte mir, dass er sein Leben der Arbeit statt der Familie gewidmet hatte. Nun war er krank und seine Frau hatte ihn verlassen. „Passen Sie gut auf Ihr Leben auf und hören Sie auf Ihr Umfeld“, riet er mir. „Ich habe falsche Prioritäten gesetzt und dabei vergessen zu leben.“
Damals habe ich mir geschworen, dass mir das nie passiert. Das dritte Schlüsselerlebnis hatte ich ein paar Jahre später. Ich half damals in der IT-Firma eines Cousins meines jetzigen Mannes aus, während ich auf meinen Studienplatz in BWL wartete. Der Gründer war ein Visionär. Er hat mich angezündet mit seinen Ideen. Ich fand den Aufbau des Unternehmens viel spannender, als zu studieren. So habe ich die Reihenfolge umgedreht: Ich bin Vollzeit im Unternehmen geblieben und habe berufsbegleitend studiert. Er hat mir gezeigt, was es heißt, mit Visionskraft zu führen und seinem Umfeld „die Sonne aufzuhängen“.
Worin sehen Sie bislang Ihre beste Entscheidung?
Mit zwanzig Jahren ganz allein für meinen Traum zu kämpfen. Das war die Initialzündung für alles, was dann folgte. Ich habe gelernt, dass Mut von Vertrauen und Visionen getragen wird.
Zu guter Letzt, Frau Ziolkowski, welchen (Karriere-)Tipp würden Sie unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Bewegen Sie das, was Ihnen wichtig ist, in Ihren Herzen. Die richtige Zeit, seinen Träumen und Visionen zu folgen, ist immer jetzt.
Mehr über Silvia Ziolkowski finden Sie unter www.silvia-ziolkowski.de.
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