Die Kraft der Kommunikation

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Leadership-Expertin Kerstin Plehwe über die sechste von 7 Führungsqualitäten erfolgreicher Frauen

Von Hillary Clinton lernen, heißt, aus Fehlern lernen und das eigene Ziel trotz aller Rückschläge unbeirrt verfolgen. Aber eine ihrer vielleicht wichtigsten Eigenschaften, der stete Ausbau ihrer Fähigkeiten als exzellente Kommunikatorin und Rednerin, bleibt häufig unbeachtet, obwohl gerade diese Fähigkeit für erfolgreiche Frauen unverzichtbar ist.

Durch Kommunikation in Erinnerung bleiben

Neben der exzellenten Beherrschung aller Gestaltungsgrundregeln erfolgreicher Kommunikation (Klarheit, Konsistenz, Prägnanz, Bildhaftigkeit und Spannung) zeigt sich Hillarys größte kommunikative Fähigkeit in der empathischen Gestaltung und Anpassungsfähigkeit ihrer Rede – unabhängig von ihrer individuellen persönlichen Situation. Perfekt schafft sie es, in ihren Reden die Sicht der Zuhörer einzubinden und weit über die Rede hinaus mit einer (für die Politik unerlässlichen) Handlungsaufforderung in Erinnerung zu bleiben.

Resilient Leadership

Hillary weiß: Eine gute und vor allem eine die gewünschte Wirkung entfaltende Rede berührt die Menschen intellektuell und emotional. Das gelingt nur, wenn der Redner neben der perfekten Nutzung aller Stilmittel im Vorwege ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse seiner Zuhörer aufgebaut hat. Und eben das zeichnet nicht nur die kommunikativen Eigenschaften der US-Präsidentschafts­kandidatin 2016 aus, sondern ihren gesamten Führungsstil. Resilient Leadership, das bezeichnet eine den Umständen entsprechende, anpassungsfähige Führung, die dem Dialog mehr Gewicht gibt, als dem hierarchischen Herunterbrechen von Anordnungen. Gute Kommunikatoren sind deswegen exzellente Zuhörer!

Dieser Führungs- und Kommunikationsstil entspricht oft mehr den Grundbedürfnissen von Frauen, aber auch als Spitzenpolitikerin auf der meist männlich dominierten Weltbühne der Politik konnte Hillary hiermit immer wieder überzeugen und auch in kritischen Situationen für sich, ihre Partei und die Gesellschaft wichtige Verhandlungserfolge erzielen.

Worte sind ein kraftvolles Instrument für Menschen, die etwas bewegen wollen

Und so ist das Beispiel ihrer Rede auf dem demokratischen Nominierungsparteitag 2008 nur eines von vielen guten Beispielen einer starken Frau und Top-Kommunikatorin. Der Tag der Rede, der 27. August 2008, war mit Sicherheit einer von vielen persönlich äußerst schwierigen Tagen für die ehemalige First Lady und monatelange Wettbewerberin Obamas um die demokratische Nominierung. Aber, wie so oft in ihrer Laufbahn, ließ sie sich nicht vom wichtigsten Ziel des Tages abbringen: Die erfolgreiche Mobilisierung ihrer gut 18 Millionen Unterstützer für Barack Obama, ihren bisherigen Wettbewerber.

Die ihr eigene Disziplin und Loyalität waren dafür unverzichtbare Grundlagen, aber vor allem die Kraft ihrer Worte, Gesten und Bilder hinterließen unvergessliche Spuren bei politischen Beobachtern und Unterstützern. Ihre perfekt den Bogen spannende, aber dennoch menschlich authentische Rede rührte nicht nur ihren Ehemann und viele Zuhörer in der voll besetzten Convention Hall in Denver zu Tränen. Sie generierte minutenlange Ovationen und verleiteten sogar das sonst eher skeptisch zurückhaltende Magazin Spiegel zum euphorischen Kommentar: „Wenn diese Rede nicht geeint hat, dann keine.“

Drei Monate später waren Hillarys mitreißenden und handlungsorientierten Worte für Barack Obama eine unersetzliche Voraussetzung für seinen ersten Wahlsieg und einmal mehr der Beweis: Worte sind kraftvolle Instrumente für Menschen, die etwas bewegen wollen. Es lohnt sich, in den Einsatz dieser Instrumente zu investieren, regelmäßig zu überprüfen, ob die eigenen Worte, sei es im privaten Umfeld, bei Mitarbeitern oder Chefs, die gewünschte Wirkung erzielt haben. Wenn nicht: Keep working on it. Es lohnt sich.

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