Arbeiten von zu Hause – Chance oder neue Belastung?
Studien zeigen: Frauen mit Kindern wird durch das gestiegene Angebot an mobilen Arbeiten eine neue Chance geboten, sich am Arbeitsmarkt zu behaupten.
Durch die COVID-19-Pandemie findet die Arbeitswelt in Deutschland nun verstärkt innerhalb der eigenen vier Wände statt. Homeoffice, Videokonferenzen und mobiles Arbeiten sind allen ein Begriff und der Alltag vieler Menschen geworden. Neben zahlreichen Problemen wie der oft mangelhaften digitalen Infrastruktur oder einer fehlenden Unterstützung seitens des Staates, verzweifelt eine Vielzahl von Beschäftigten an der Aufgabe Arbeits- und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Dabei gilt es vor allem geeignete Methoden zu finden, um beide Lebensbereiche nicht zu vermischen. Geschlossene Kindergärten, digitaler Unterricht zu Hause und Homeoffice auf oft kleinem Raum haben Familien im vergangenen Jahr vor neue Herausforderungen gestellt, die es zu bewältigen gilt.
Müttern trennen besser zwischen Beruf und Familie
Besonders Frauen werden dabei immer wieder vor die Aufgabe gestellt Arbeit, Privates und Kind(er) zu vereinbaren. Umso erfreulicher ist die Nachricht, dass vor allem Mütter an der aktuellen Situation wachsen. Dies legen Ergebnisse der „social health@work“ Studie der Universität St. Gallen nahe. Besonders wichtig sei dabei die räumliche Trennung von Arbeit und Familie. Sie helfe das Stressempfinden zu minimieren und einen ausgeglichenen Alltag zu bestreiten. Dies gelingt laut Studie vor allem Frauen mit einem Kind besser als noch vor einem Jahr. Aber auch Mütter mit zwei oder mehreren Kindern schließen sich diesem erfreulichen Trend an. Beide Gruppen geben an, dass sie im Vergleich zum Vorjahr nun besser zwischen Arbeits- und Familienbereich differenzieren können. Bei Frauen ohne Kinder hingegen fällt dieser Zustimmungswert um fünf Prozentpunkte.
Frauen immer noch häufig in einer Doppelrolle als Mutter und Arbeitnehmerin
Am besten gelingt die räumliche Trennung zwischen Beruf und Familie jedoch weiterhin Männern. Die Zustimmungswerte für Aussagen wie etwa „Beim mobilen Arbeiten trenne ich meinen Arbeits- und Familienbereich räumlich klar voneinander ab“ liegen bei ihnen um rund 18 Prozent höher als bei Frauen. Die Vermutung liegt nahe, dass dies aus der Doppelrolle heraus entsteht, in der sich Frauen öfters wiederfinden als Männer. Das heißt Mütter sehen sich häufiger als Väter dazu verpflichtet beide Rollen zu übernehmen und berufstätig wie auch familienfreundlich zu sein. Dabei vermischen sich beide Lebensbereiche häufiger und eine klare Trennung zwischen ihnen fällt schwerer. Hier ist zu beachten, dass sich Frauen im Allgemeinen und nicht nur während der Pandemie wiederholt in dieser Doppelrolle wiederfinden den Spagat zwischen Arbeit und Familie schaffen zu müssen und dabei meist einer Doppelbelastung erliegen. Eine echte Gleichstellung ist in dieser Hinsicht also noch nicht erreicht und bedarf noch viel Arbeit durch Gesellschaft, Regierung und Firmen.
Mobiles Arbeiten als neue Chance
Das Homeoffice oder mobiles Arbeiten kann dabei als Chance für mehr Geschlechtergerechtigkeit genutzt werden. Dies geht aus dem dritten Gleichstellungsbericht „Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“ hervor. Demnach bringt das Mobile Arbeiten eine höhere Flexibilität mit sich und ermöglicht es so auch Müttern besser einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. In Zukunft müsse aber mehr darauf geachtet werden, dass Frauen auch in der Digitalkultur gefördert werden und weiterhin nicht unterrepräsentiert auf dem Arbeitsmarkt bleiben. Zudem dürfe das Homeoffice nicht zu einer weiteren Belastung für Mütter werden, indem beispielsweise Homeschooling nicht zwangsweise in den Tätigkeitsbereich von Frauen fällt und als zusätzliche Aufgabe neben dem Beruf verstanden wird. Erst wenn auch Männer den gleichen Anteil an familiärer Sorgearbeit übernähmen, könnten Frauen die Chancen des mobilen Arbeitens gleichermaßen nutzen.
Das gesteigerte Angebot an mobilem Arbeiten in Folge der Pandemie kann primär für Frauen mit Kindern eine Chance sein, wenn diese die räumliche Trennung von Beruf und Familie einhalten und in ihrer Doppelbelastung noch mehr Unterstützung durch Väter, Arbeitgebende und öffentliche Bereuungsangebote erhalten.
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