77 Tage
Aktuelle Trends können dem Gender Pay Gap entgegenwirken
77 Tage werden Frauen am Equal Pay Day umsonst gearbeitet haben. Es ist die symbolische Marke für die immer noch bestehende Lohnlücke zwischen Mann und Frau. Die Zahl zeigt, dass noch viel zu tun ist:
Hauptursachen für die ungleiche Bezahlung
Im Jahr 2008 hat der Verband BPW (Business and Professional Women) den Equal Pay Day in Deutschland eingeführt. Der BPW ist das größte Netzwerk für Unternehmerinnen und berufstätige Frauen weltweit und sieht die Hauptursachen für den Gender Pay Gap in folgenden Punkten:
1. Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter.Obwohl Frauen heute – statistisch gesehen – besser ausgebildet sind als Männer, ergreifen Frauen noch immer verstärkt frauendominierte Berufe in den Bereichen Erziehung und Pflege und fehlen weiterhin in den MINT-Berufen.
2. Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit familienbedingt zum Beispiel durch Elternzeit oder Pflege von Angehörigen häufiger und länger als Männer. Diese „Fehlzeiten“ und darauf folgende Einstiegshemmnisse haben lang nachwirkende Einbußen bei der Lohn- und Einkommensentwicklung zur Folge, was sich bis in die Rentenphase niederschlägt.
3. Frauentypische Berufe sind weiterhin unterbewertet. Aufwertung dieser Berufe heißt nicht nur, die Wahrnehmung des gesellschaftlichen Werts von frauendominierten Berufen zu erhöhen, sondern auch die Bezahlung dieser Berufe zu stärken.
4. Durch fehlende Gehaltstransparenz ist eine Ungleichbehandlung der Bezahlung aufgrund des Geschlechts nicht sichtbar. Transparenz in den Gehaltsstrukturen und ein gesetzlich geregeltes Auskunftsrecht können die Lohnlücke nachhaltig beeinflussen. Ein Vorhaben, das durch das am 6. Juli in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz gestützt wird.
5. Gängige Rollenstereotype beeinflussen nach wie vor die Berufswahl von Frauen. So wählen junge Frauen aus einem sehr engen Segment der über 300 Ausbildungsberufe aus. Die Berufswahl im sozialen wie im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich muss frei von Rollenstereotypen oder Barrieren bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere erfolgen. Nur dann ist eine Durchmischung geschlechtertypischer Berufe möglich.
Lösungsansätze für mehr Entgeltgleichheit
Der Equal Pay Day macht auf den bestehenden Gender Pay Gap aufmerksam. Entscheidend ist aber, daraus Lösungen zu entwickeln und
Maßnahmen zu ergreifen. Aktuelle Trends und Beispiele dienen dabei als Inspiration, wie dem Gender Pay Gap entgegengewirkt werden kann:
Weibliche Vorbilder
Weibliche Vorbilder sind gerade in den MINT-Berufen und Branchen, in denen Frauen rar sind, für die Einstellung weiterer Frauen entscheidend. Verstärkte Sichtbarkeit der weiblichen Mitarbeiter, Förderung und Sponsoring können helfen, Frauen auf den weiterführenden Karriereschritt vorzubereiten und langfristig weibliche Führungskräfte zu etablieren. Die Wurzel dieses Problems liegt aber leider auch oft in der Erziehung und dem einseitigen Rollenbild, welches Mädchen und jungen Frauen vermittelt wird. Ein neues, vorurteilsfreies Mindset könnte junge Frauen für technische Berufe begeistern und sie ermuntern sich weiter in diese Richtung zu entwickeln.
Flexibilität
Flexibilität wird ein zunehmend wichtiger Faktor für Arbeitnehmer allgemein. Besonders Frauen wünschen sich Flexibilität in ihrem Job, um Privatleben und Karriere erfolgreich zu vereinbaren. Die fortlaufende Digitalisierung fordert mehr Flexibilität, macht diese aber auch gleichzeitig möglich. Somit wird ein breiteres Spektrum an Positionen für Frauen attraktiv, gleichzeitig bringen weibliche Kandidatinnen dafür passende Kompetenzen mit. Flexibilität auch in Bezug auf Rollenverständnisse ermöglicht, beispielsweise Führungspositionen in Teilzeit zu bewältigen oder als Tandem zu besetzen. Und wenn in einem Unternehmen Väter ganz selbstverständlich ebenso Elternzeit nehmen können und wollen wie Mütter, dann werden hier Fehlzeiten reduziert und negative Auswirkungen auf die Lohnauszahlung deutlich gemindert.
Gehaltstransparenz
Am 6. Juli 2018 wurde das Gesetz zur Gehaltstransparenz verabschiedet. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Somit ist die Hürde für eine Benachteiligung bei der Bezahlung zumindest höher gelegt. Außerdem kommt die Gehaltstransparenz nicht nur Frauen zu Gute, sondern generell benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Zudem wird das Vertrauen der Mitarbeiter in das Unternehmen gefördert. Oder frau informiert sich vor der Gehaltsverhandlung über das angemessene Gehalt und fordert dieses dann auch für sich ein.
Wandel in kleinen Schritten
Der Equal Pay Day ist Ausdruck eines ungerechten Zustandes, der weit über das ungleiche Gehalt hinaus geht. Er rückt die weiterbestehende Ungleichbehandlung von Mann und Frau in die Aufmerksamkeit. Nur so wird sich etwas ändern, auch wenn der Wandel in kleinen Schritten vorangeht. Wir werden die Veränderungen im Blick behalten und Bilanz ziehen – spätestens beim nächsten Equal Pay Day.
Der Equal Pay Day ist Ausdruck eines ungerechten Zustandes, der weit über das ungleiche Gehalt hinaus geht. Er rückt die weiterbestehende Ungleichbehandlung von Mann und Frau in die Aufmerksamkeit. Nur so wird sich etwas ändern, auch wenn der Wandel in kleinen Schritten vorangeht. Wir werden die Veränderungen im Blick behalten und Bilanz ziehen – spätestens beim nächsten Equal Pay Day.
Weiterlesen
Von nichts kommt nichts! Genug gejammert!
Ich habe oft von Geschäftsführern gehört, dass sie dem männlichen Kandidaten mehr bezahlen müssen, da er ja eine ganze Familie ernähren muss. Ziemlich veraltet, ich bin eine Frau und ernähre meine Familie auch ganz alleine. Ein Chef von mir hat Frauen nur deshalb eingestellt, weil sie mehr leisten und weniger verdienen wollen. Wortwörtlich!
Vielen Dank für Ihre Beispiele. Gerne möchten wir an dieser Stelle ein Diskussionsforum öffnen, wie man mit solchen Kommentaren umgehen kann.
Unser Vorschlag: „Vielen Dank für das Kompliment zu meiner Leistung. Gerne nehme ich das zum Anlass, um über meine anstehende Gehaltserhöhung zu sprechen.“ Was würden Sie antworten? #Schlagfertigkeit #Gehaltsverhandlung