Innere Haltung und Macht
Wie Sie in Männerzirkeln kommunizieren sollten
Die gesetzliche Frauenquote ist ein notwendiges Mittel, um männlich dominierte Machtstrukturen aufzubrechen. Sie ist jedoch kein Garant für Frauen, sich in diesen Zirkeln zu behaupten. Wollen sich Frauen in männerdominierten Hierarchien durchsetzen, sollten sie das komplexe Spiel der Macht verstehen und sich insbesondere ihrer Körpersprache als unbewusstem Ausdruck von Machtverhältnissen bedienen.
Doch was genau sind Männerzirkel? Wie funktionieren diese und welche Sprache sollten Frauen sich hier konkret zu eigen machen? Ein Leitfaden zum tieferen Verständnis verkrusteter Machtstrukturen und ihrer Überwindung.
Männerzirkel
Eine beeindruckende Begründung, warum es eines gesetzlichen Instruments benötigt, um männlich dominierte Machstrukturen im Wirtschaftsumfeld aufzubrechen, liefert die repräsentative Studie des Institutes Sinus Sociovision im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Die zentralen Ergebnisse lauten:
- „In den von Männern dominierten Führungsebenen der Wirtschaft gibt es seitens der Männer massive informelle und kulturelle Bollwerke gegenüber Frauen.“
- „Zugleich haben Frauen und Männer in Führungspositionen die Einstellung, dass eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Führungspositionen für die Gegenwart und Zukunft der Unternehmen ökoonomisch notwendig ist …“
- „… dass sich aber von alleine nichts ändern wird.“
Als Urheber hierfür identifiziert die Studie den konservativ-patriarchalischen Mentalitätstypus, der sich dadurch auszeichnet, dass er Frauen qua Geschlecht ablehnt, was einer vollständigen Ausgrenzung gleichkommt. Dieser Typus ist in Geschäftsführung, Vorstand oder Aufsichtsrat anzutreffen und wird oft als Hüter der von Soziologen und Wirtschaftswissenschaftlern seit den 80er-Jahren sogenannten „gläsernen Decke“ bezeichnet.
Gleiche unter Gleichen
Wichtig für das Verstehen der Machtspiele wie auch für eine ausgewogene Diskussion über Gleichberechtigung ist, dass die beiden anderen männlichen Mentalitätstypen der Studie – der aufgeschlossen emanzipierte Mentalitätstyp, zumeist aus dem mittleren Management, sowie der radikal-individualistische Mentalitätstyp verschiedenster Hierarchieebenen – auf dieser obersten Machtebene ebensowenig eine Rolle spielen wie Frauen und deren Zugang zur Macht durch gleichgeschlechtliche Abgrenzung verhindert wird. Formen der gleichgeschlechtlichen Abgrenzung ergeben sich aus spezifischen Merkmalen, zum Beispiel die soziale Herkunft, dem aktuellen Familienstatus (verheiratet, ledig oder geschieden, Kinder oder keine), der Konfession oder auch dem aktiven sozialen Umfeld. In den obersten Machtebenen ist man gerne als „Gleicher unter Gleichen“ gesehen.
Vereinfacht gesagt sind Männerzirkel ein wirtschaftlicher oder politischer Raum, in dem geschlechtliche und soziale Gruppen aus- oder abgegrenzt werden, um reale Macht oder zumindest das Gefühl davon zu bewahren beziehungsweise auszubauen. Der kleinste aller Männerzirkel ist übrigens der klassische Stammtisch, an dem es oft nur noch darum geht, die eigene Männlichkeit vor der fortschreitenden Emanzipierung der Gesellschaft zu bewahren.
Spiele der Macht
Männer in Spitzenpositionen haben ein Feingefühl für Schwächen von anderen. Dieses Gespür im Sinne von Instinkt ist notwendig, da Macht als psychologisches Muster stets nach Vermehrung strebt. Jede Möglichkeit zur Ausweitung wird wahrgenommen, jede Gefahr zur Verringerung wird erkannt. Die Umsetzung von Machterhalt oder -ausweitung orientiert sich dann an der Persönlichkeitsstruktur des Machtmenschen. Als äußerstes, soziologisches Beispiel hierfür seien die pathologischen Strukturen der Dunklen Triade genannt. Schwächen in diesen Machtzirkeln beziehungsweise. generell unter Männern werden selten auf der sachlich-inhaltlichen Ebene ausgemacht, sondern meist in einem körperlichen, intellektuellen oder soziokulturellen Kontext (zum Beispiel im Sinne von Status). So werden Rangordnungen gleichsam über Statussysmbole (Anzahl relevanter Entscheider-/Machtkontakte, Einflussbereich oder auch körpersprachliche Dominanz) ausgemacht. In diesem Zusammenhang spricht die Soziologie auch von männlichen Habiten und Riten.
Genau hier begehen Frauen oft den Fehler, mit ihrer fachlichen Kompetenz brillieren zu wollen. Umso einfacher fällt es dann dem Aggressor auf der persönlichen Ebene anzusetzen. Und genau hier beginnen auch die gefährlichen sogenannten Spiele der Macht. Viele Frauen wenden ein, dass ihnen diese Spiele zu blöd seien. Dem ist zu entgegnen, dass nur, wer um die Spiele und ihre Regeln weiß, mitspielen kann. Wer nicht mitspielt, bleibt von der Macht ausgeschlossen!
Kollateralschäden und Opfer
Gefährlich sind diese Spiele, weil im Spiel die Macht demonstriert wird, mit dessen Ausgang ein Schaden auf der anderen Seite verbunden oder zumindest in Kauf genommen wird. Bekanntestes Beispiel ist sicherlich der Fehdehandschuh. Aus der „Verletzung“ des Ehrgefühls wurde ein Kampf auf Leben und Tod. Diese Dramatik findet sich in den heutigen Spielen nicht, zumindest nicht mittelbar. Wenn wir jedoch an die ökonomischen, ökologischen oder gesellschaftlichen Folgen solcher „Machtspiele“ denken – schauen Sie sich nur die aktuellen Fälle in Wirtschaft und Politik an, wie Siemens und der Betriebsrat, VW und der Zulieferer Hastor, der Fall des Thomas Middelhoff oder auch die Jamaika-Sondierung –, dann sind diese sicher weitreichender.
Wichtig zu verstehen ist, dass die identifizierte Schwäche das Gegenüber zugleich als „Gegner“ positioniert. Dies geschieht nur, wenn das Gegenüber als würdig anerkannt wird. Sollten Sie in einem Männerzirkel zu einer Beteiligten in einem Machtspiel werden, erkennen Sie bitte: Wären Sie kein Gegner, wären Sie Opfer! Mit Opfern braucht man keine Machtkämpfe ausfechten oder es macht vielmehr weit weniger Spaß.
Haltung ist Körpersprache
Wenn die Opferhaltung für den machtbewussten Mentalitätstypen eine Einladung ist, sein Gegenüber anzugehen, zu drangsalieren oder aus dem Konzept zu bringen, ist im Umkehrschluss eine Haltung einzunehmen, die das Gegenteil von Opfer ausdrückt. Die unbewusste Opferrolle manifestiert sich auf der körperlichen Ebene in Ihrer Körperhaltung. Hier finden sich die köpersprachlichen Schwächen, die von Machtmenschen wahrgenommen werden: weicher Blick, hängende Schultern, schwacher Händedruck etc. Daher sollten Sie zu einer Körperhaltung hinfinden, die den wichtigsten, nonverbalen Ausdruck für Sie als Person und damit für andere liefert. Stehen Sie zu sich! Diese Aufforderung und folgende Fragen sind wörtlich zu nehmen.
- Wie stehen Sie, wenn Sie im Dialog sind oder vor Menschen präsentieren?
- Welchen Standpunkt haben Sie? Können Sie diesen halten beziehungsweise verteidigen?
- Wenn Sie einen Raum betreten, haben Sie einen Auftritt?
- Greifen Ihre Schritte den Raum oder sind Sie einfach nur irgendwie da?
- Wie stark sind Sie in Ihrer Mitte verankert?
- Strahlen Mimik, Gestik und Stimme Souveränität und Gelassenheit aus?
Beobachten Sie sich! Stellen Sie sich bewusst vor einen Spiegel und spüren Sie nach, wie sich Ihre gewünschte, mentale Haltung anfühlt, wie sie aussieht. Je mehr Sie sich darin üben, desto mehr werden Sie zu der körperlichen auch eine mentale Veränderung bemerken. Jede Körperhaltung bedingt eine mentale, innere Haltung und umgekehrt. Haltung und die aufrichtige Antwort auf die ihr innewohnende Frage ist die Basis einer authentischen Körpersprache und damit der Schlüssel zu Männerzirkeln.