Karriereanker zur Orientierung auf der Suche nach dem passenden Job

Worauf sollte man achten, damit man bei der Jobsuche in der richtigen Position und im richtigen Unternehmen ankommt? Eine konkrete Methode, um herauszufinden, ob eine neue Position zur eignen Person passt, ist die Anwendung der acht Karriereanker, die Professor Edgar Schein Ende der 70er-Jahre entwickelte. Die einzelnen Karriereanker umfassen dabei unsere relativ stabilen Vorstellungen bezüglich Fähigkeiten, Motiven und Werten im beruflichen Kontext. Das heißt, sie beinhalten die berufliche Grundorientierung einer Person, welche sich zu acht Untergruppen zusammenfassen lässt.

Orientierungspunkte für berufliche Zufriedenheit

Diese Anker entwickeln sich mit unseren ersten Arbeitserfahrungen und gestalten einen Teil unseres beruflichen Selbst. Sie leiten und begleiten unseren Karriereweg und haben das Potenzial, über berufliche (Miss-)Erfolge maßgeblich mitzuentscheiden. Entsprechend hohe Bedeutung kommt ihnen zu: Mit der Kenntnis unserer individuellen Karriereanker kommen wir der beruflichen Zufriedenheit einen großen Schritt näher. Somit eignen sich die Karriereanker als bewährte Orientierungspunkte, um individuell geeignete Berufsperspektiven auszuloten. Welche Anker können konkret voneinander unterschieden werden?

1. Fachkompetenz

Personen mit einem besonders ausgeprägten Karriereanker im Bereich der Fachkompetenz zielen auf die Anwendung und Möglichkeit zur Weiterentwicklung ihrer Fachkompetenz. Außerdem suchen sie fachliche Herausforderung.

2. Führungskompetenz

Im Gegensatz dazu streben Personen mit einem stark ausgeprägten Führungskompetenz-Anker eine Führungsposition an. Sie haben Freude beim Anleiten, Koordinieren und Führen von Mitarbeitern. Der inhaltliche Aspekt ist dabei untergeordnet.

3. Selbstständigkeit/Unabhängigkeit

Diesen Personen ist ein autonomer, eigener Wirkungsbereich besonders wichtig. Auch die Flexibilität bezüglich Arbeitszeiten und Aufgabendurchführung können dazu gehören.

4. Sicherheit/Beständigkeit

Anders sieht das bei Personen mit dem Sicherheitsanker aus. Diese benötigen zum Beispiel eine dauerhafte Beschäftigung, finanzielle Sicherheit sowie Arbeitsplatzsicherheit, um sich wohlfühlen und entfalten zu können.

5. Unternehmergeist

Diese Personen sind stark an der Gründung eines eigenen Unternehmens interessiert und weisen entsprechende Risikobereitschaft und das Erkennen beziehungsweise Nutzen von Chancen auf. Sie streben danach, auf eigenen Beinen zu stehen.

6. Werteorientierung

Personen mit einem starken Werteanker geben sich für eine Idee/Sache hin und betrachten ihre eigenen Werte immer als Priorität. Manche sehen in ihnen Idealisten oder Weltverbesserer.

7. Herausforderung

Personen mit diesem Anker habe große Freude beim Lösen „unlösbarer“ Probleme, Überwinden von Hindernissen und Bewältigen neuartiger Situationen und Schwierigkeiten.

8. Work-Life-Balance

Die Bedeutung dieses Ankers hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Er sieht vor, dass das Privatleben mindestens gleichwertig zur Karriere betrachtet und in den Berufsalltag integriert werden kann.

Was bedeutet das nun in der Praxis?

Wenn Frau Fach einen Karrieresprung auslässt, der sie in eine Führungsposition befördert hätte, um weiterhin fachlich arbeiten zu können, ist es wahrscheinlich, dass bei ihr der Fachkompetenz-Karriereanker besonders ausgeprägt ist. Wenn Herr Sicher lieber in Kauf nimmt, weniger Gestaltungsspielraum, dafür aber einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, liegt die Vermutung nahe, dass er einen starken Karriereanker im Bereich Sicherheit/Beständigkeit besitzt.

Idealerweise handeln die beiden tatsächlich im Sinne ihrer Karriereanker, sodass ihr Arbeitsplatz ihren Bedürfnissen gerecht werden kann. Dazu müssen in einem ersten Schritt die individuellen, persönlichen Anker jedoch eruiert und reflektiert werden. Denn erst dadurch ist es uns möglich, den individuell passenden Berufs- beziehungsweise Karriereweg einzuschlagen.

Lernen Sie Ihren Karriereanker kennen

Daher sollte zusammenfassend festgehalten werden, dass es sich in jedem Fall lohnt, unsere Karriereanker kennenzulernen und bei zukünftigen beruflichen Entscheidungen zu berücksichtigen. Hilfreich können hierbei zum Beispiel folgende Fragen sein:

• Welche Anker entsprechen meinen Fähigkeiten, Motiven und Werten?
• Welche passen nicht zu meinen Karrierevorstellungen?
• Welche Anker werden in meinem Arbeitsalltag gefordert?
• Gibt es hier eine Übereinstimmung mit meinen eigenen besonders ausgeprägten Karriereankern?

Jetzt sind Sie dran!

Welches Statement trifft besonders auf Sie zu? Und welches womöglich überhaupt nicht?

1. „Auch wenn eine Führungsposition mit einem Jobaufstieg und damit höherer Vergütung verbunden ist, ist sie für mich nicht erstrebenswert, wenn ich dafür weniger fachliche Arbeit erledigen kann.“
2. „Unabhängig beziehungsweise losgelöst vom Themengebiet möchte ich Ansprechpartner für meine Mitarbeiter sein und ihre (Zusammen-)Arbeit organisieren.“
3. „Ich verzichte gerne auf die Sicherheit oder Beständigkeit in meinem Beruf, wenn ich dafür selbstständig an Aufgaben arbeiten kann.“
4. „Regelmäßige Jobwechsel reizen mich nicht.“
5. „Ich ertappe mich häufig dabei, wie ich bei aktuellen Arbeitsstellen mein eigenes zukünftiges Unternehmen plane.“
6. „Es gibt keine finanzielle Vergütung, die mir das Arbeiten entgegen meiner Wertvorstellungen lukrativ genug macht.“
7. „Probleme, die andere entmutigen, spornen mich an und machen meinen Arbeitsalltag attraktiv.“
8. „Mein Privatleben für meine Karriere hintanzustellen, kommt für mich nicht infrage, auch wenn mir dadurch eine Gehaltssteigerung entgeht.“

Das Statement, dass Sie am stärksten anspricht ist ein Hinweis auf Ihren Karriereanker (siehe oben). Selbstverständlich ist es auch möglich, das zwei Statements Sie besonders ansprechen. Achten Sie bei der Wahl Ihrer nächsten Position und Ihres Arbeitgebers darauf, ob diese auch Ihre Vorstellungen entsprechen. Haben Sie die Möglichkeit Ihre(n) Karriereanker auszuleben, ist die Wahrscheinlichkeit für Zufriedenheit hoch.

Quellen

• Barclay, W.B., Chapman, J.R., & Brown, B.L. (2013). Underlying factor structure of schein’s career anchor mode, l. Journal Of Career Assessment, 21(3), 430-451.
• Chapman, J.R. (2015). Fostering career management using career anchor theory. In P.J. Hartung, M.L. Savickas, W.B. Walsh (Eds.), APA handbook of career intervention, Volume 2: Applications (pp. 507-520). Washington, DC, US: American Psychological Association.