Nur Mut

Der Weg zu mehr Mut und Selbstbewusstsein - Zwei Frauen Hand in Hand im Gegenlicht der Abendsonne
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Über die Selbstwahrnehmung zu mehr Selbstbewusstsein

Wir sprechen mit Sinnlichkeitscoach Beatrix Vecchioni über Selbstbewusstsein, Mut und darüber, was jeder einmal in seinem Leben getan haben sollte. Sie gibt uns außerdem wertvolle Tipps, wie wir mit kleinen Übungen in unserem Alltag lernen, achtsamer und uns unserer selbst bewusster zu werden. Diese Tipps möchten wir gerne mit unseren Leserinnen teilen.

Frau Vecchioni, wie kann ich mir denn meiner selbst besser bewusst werden?

Ich arbeite als Sinnlichkeitscoach mit Frauen gezielt an der Stärkung ihres Selbstbewusstseins und dem Aufbau von mehr Mut. Die Selbstwahrnehmung spielt hierbei eine große Rolle. Abgesehen von den persönlichen Coachings, die ich anbiete, in denen systematisch an inneren Grenzen, Selbst- und Fremdwahrnehmung und dem Entwickeln der Persönlichkeit gearbeitet wird, kann man selber mit folgenden Achtsamkeitsübungen arbeiten, um sich seiner selbst mehr bewusst zu werden:

6 Übungen für mehr Achtsamkeit

  1. Die eigene Wahrnehmung stärken – Beginne damit, deine Wahrnehmung zu trainieren, indem du über den Tag verteilt immer wieder für ein paar Sekunden oder Minuten innehältst, um wahrzunehmen, was du gerade denkst und was du gerade fühlst. Mehr nicht. Es dauert nicht lang, aber du solltest es ab sofort jeden Tag machen, sodass es zu einer selbstverständlichen Gewohnheit wird. Wenn du willst, notiere dir diese Dinge in einem extra dafür bestimmten Notizbuch.
  2. Lass dir Zeit – Hör auf, durch den Tag zu hetzen, und genieße die Welt um dich herum. Nimm auch die Kleinigkeiten wahr und erfreue dich daran: die Sonne, die endlich scheint, die Kollegin, die dir einen Kaffee mitgebracht hat, der Unbekannte, der dir die Tür aufgehalten hat, das besonders leckere Nudelgericht beim Mittagessen usw.
  3. Öffne deinen Blick Mach mal etwas Neues und gönn dir etwas. Ein Tag im Spa, ein gebuchtes Koch-Event, ein Shirt in knalligen Farben, den Kunstband, den du schon lang haben wolltest, eine Tüte leckere Pralinen, etc … Hör in dich rein, was du möchtest und worauf du gerade Lust hast, und dann tu es – ohne schlechtes Gewissen.
  4. Lebe im Hier und Jetzt – Beobachte die Welt um dich herum. Im Bus, im Büro, zu Hause, unterwegs. Überall. Das Leben passiert jetzt und nicht in der gedanklichen Planung des Nachmittages, des Abends, des Wochenendes, deines Lebens. Wie viele Einzelheiten könntest du über den gegenwärtigen Moment aufschreiben? Kauf dir ein kleines Notizbuch und notiere dir darin schöne und ermutigende Dinge, die dir über den Tag auffallen und passieren. Du kannst auch die Gedanken von Übung 1 darin notieren.
  5. Nur Mut – hör auf dein Gefühl – Verbring mehr Zeit mit Sachen, die dir wirklich Spaß machen. Höre und vertraue auf dein Gefühl und tu, was du möchtest. Tu vor allem auch mal Dinge, die dich ein klein wenig Überwindung kosten. Stell beispielsweise bei einem öffentlichen Vortrag eine Frage, sprich jemand Unbekannten an und betreibe Smalltalk oder Ähnliches.
  6. Die Optik – Wie wir glauben, dass wir wirken, deckt sich manchmal nicht mit dem, wie es bei anderen ankommt. Lass dich also ruhig einmal von einer Fachfrau beraten, wie du optisch ankommst. Es gibt gute Stil- und Farbberaterinnen, Shopping-Coaches und Ähnliches. Vielleicht hast du aber auch Freundinnen, die dir offen und ehrlich, aber dennoch wohlwollend ein Feedback geben.

Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck (sprichwörtlich)

Wie kann ich mein Auftreten für ein erfolgreiches Selbstmarketing nutzen?

Eine ganze Reihe von Studien belegen, dass unser Gehirn nur wenige Sekunden benötigt, um ein Urteil über einen Unbekannten zu fällen. Als eine der ersten Eigenschaften wird beispielsweise (unbewusst) unsere Vertrauenswürdigkeit eingeschätzt. Bewertet wird dabei unsere Körpersprache, unser Erscheinungsbild und unser Tonfall. Das bedeutet, noch bevor wir unser Gegenüber mit Wortwitz oder Fachkenntnissen beeindrucken können, es sich bereits eine Meinung über uns gebildet hat.

Schauen wir in die Augen oder tragen wir eine Brille, werden wir als klug eingeschätzt. Tragen wir sichtbare Marken und gut sitzende Kleidung, werden wir als erfolgreich eingestuft. Und wer große Schritte macht, gilt als mutig und extrovertiert. Auch nach einem folgenden halbstündigen Gespräch oder Interview ändert sich kaum etwas an dieser Ersteinschätzung.

Doch was bedeutet das nun in der Praxis für uns konkret?

Das Auftreten ist immer eine Zusammensetzung aus innerer Befindlichkeit und äußerer Darstellung, die dann zu einem Gesamteindruck wird. Wie ich mich fühle, so wirke ich auch. Es ist völlig richtig, erst einmal beim äußeren Eindruck zu beginnen, der lässt sich am einfachsten optimieren. Passende Kleidung, gute Frisur, ansprechendes Make-up sind leicht umzusetzen und machen einen Großteil der nonverbalen Signale aus.

Die innere Befindlichkeit ist da etwas aufwendiger, aber auch grundlegender als die Optik. Nur wenn beides zusammenpasst, ergibt sich ein stimmiges Bild von der Person. Und das wiederum spürt die Umgebung auch in Sekundenschnelle.

Eine Überprüfung der Fremd- und Selbstwahrnehmung leistet hier gute Dienste. Wenn wir wissen, wie wir auf andere wirken, können wir an uns und unserem Auftreten etwas verändern und somit unser Selbstmarketing in die optimale, heißt authentische und somit erfolgreiche Richtung lenken.

Gibt es eine besondere Übung für mehr Authentizität?

Nein. So banal es klingt: Authentizität erreicht man nur damit, authentisch zu sein. Alles andere verfehlt seinen Zweck.

Was bedeutet authentisch eigentlich? Es bedeutet, echt sein, sich so zu geben, wie man ist, offen zu zeigen, was man denkt und wie man fühlt. Ohne Sorge darüber, wie man beim Gegenüber ankommt. Mehr noch: Authentisch bedeutet die Übereinstimmung von Schein und Sein. Dass sich quasi der erste Eindruck mit dem zweiten und dritten Eindruck deckt. Dass sich der äußere Eindruck mit der Persönlichkeit der Person verbindet. Trage ich also klassische Businesskleidung, bin aber im Grunde ein etwas chaotischer Künstlertyp, wirkt das nicht besonders authentisch auf die Umgebung. Halte ich Vorträge über neue Methoden der Mitarbeiterführung, bin aber zu Hause der Tyrann, ist das absolut unglaubwürdig.

Was wäre eine Mutprobe für Sie?

Wenn wir über Selbstbewusstsein reden, kommen wir nicht darum herum, auch über Mut zu reden. Wer selbstbewusster ist, hat auch oft mehr Mut. Den Mut, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Den Mut, Dinge zu tun und zu sagen, hinter denen man steht und die man wirklich will. Und den Mut, alte und überholte Glaubenssätze, was man darf oder was man nicht darf etc., über Bord zu werfen, um sich weiterzuentwickeln.

Mut ist lernbar und steigerungsfähig, und um diesen zu stärken und zu trainieren, bieten sich kleine und größere Mutproben wunderbar an. Wenn ich hier von Mutproben spreche, dann in erster Linie von sozialen Mutproben, manchmal jedoch auch vom Bestehen eines Abenteuers.

Da dies immer eine sehr persönliche Sache ist und wir ja alle auf einem unterschiedlichen Entwicklungsstand sind, sind auch die Mutproben nicht einfach von einem zum anderen zu übertragen. Was für den einen kein Problem darstellt, ist für den anderen eine Riesenhürde.

Beispiele für Mut im Alltag

  • Die Mutprobe einer Klientin ist es einmal gewesen, sich zu trauen, um mehr Gehalt zu verhandeln. Wohl geplant und gut vorbereitet – und mit Erfolg.
  • Eine andere Klientin hat sich getraut, einen Mann anzusprechen, den sie immer morgens beim Bäcker getroffen hat und der ihr gut gefallen hat. Sie sind zwar kein Paar geworden, aber diese Erfahrung stellte eine Initialzündung dar für einen unverkrampfteren und lockeren Kontakt mit ihr fremden Menschen.
  • Und wieder eine andere Klientin hat sich einen Traum erfüllt und ist den Jakobsweg gegangen.

Was sollte Ihrer Meinung nach jeder Mensch einmal getan haben?

Eine Urlaubsreise von mindestens einer Woche oder mehr ohne einen festen Plan und ohne jede Reservierung. Sich lediglich ein Endziel setzen und dann losfahren. Pause machen, wo man möchte. Sich etwas ansehen, wenn man beim Daranvorbeifahren darauf aufmerksam wird, sich einfach ein Zimmer für die Nacht suchen.

Mein Karrieretipp

Sei bei einem Gespräch aufmerksam und mit allen Sinnen beim Gegenüber. Zermartere dir nicht den Kopf über „Wie wirke ich?“, „Was hält er/sie von mir?“, „Hoffentlich fällt mir ein, was ich sagen soll …“ Denn dann bist du mit deiner Aufmerksamkeit bei dir und nicht beim anderen. Das aber ist spürbar und so bleibt es eine oberflächliche Begegnung, die bald vergessen ist. Bei der du vor allem bald vergessen bist. Doch für eine Karriere ist entscheidend, im Gedächtnis des anderen zu bleiben.

Vielen Dank, Frau Vecchioni, für das Interview.

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