Vom Biegen und Brechen, eine Frau einzustellen
Und weshalb gutes Management keine Geschlechter kennt
„Die Finanzmanagerin Helena Morrissey ist davon überzeugt, dass die Finanzkrise in diesem Ausmaß nie passiert wäre, wenn mehr Frauen in den Chefetagen großer Banken Verantwortung übernommen hätten“, zitiert Dr. Alexandra Hildebrandt in ihrem Artikel „Qualität macht Quote. Warum kluges Management keine Geschlechterfrage ist“ gleich zu Beginn. Allerdings argumentiert die Nachhaltigkeitsexpertin und Wirtschaftspsychologin in ihrem Plädoyer in der Huffington Post nicht für die Einführung der Quote in den Chefetagen, sondern fordert, dass das Quotenthema weniger einseitig diskutiert wird.
Es gehe nicht darum, „zu den Ersten zu gehören, ein weiblicher Columbus zu sein und den Exotenstatus von Frauen in der Männerwelt zu betonen, sondern Inhalte und Relevanz zu haben und Qualität auch entsprechend zu kommunizieren.“ Die gesamte Diskussion begrenze sich zu sehr darauf, auf Biegen und Brechen eine Frau einzustellen, um sich zu denjenigen Unternehmen zählen zu können, die stolz behaupten, die Quote zu erfüllen. „Der geschlechterneutral gezähmte Mann im Mantel des Aufsichtsratsvorsitzenden oder Vorstandes sucht dringend Frauen, die ihm das Bedürfnis der gesellschaftlichen Absolution erfüllen – egal ob inhaltlich sinnvoll oder bedarfsgerecht, aber dem öffentlichen Bedürfnis entsprechend.“ Es komme bei der Einstellung einer Frau nicht mehr auf ihre Qualität, sondern lediglich auf ihr Geschlecht an.
Ergebnisorientiert statt prozessorientiert
„Dabei ist der Inhalt, so scheint es, komplett in den Hintergrund getreten.“ Die Wirtschaft schreit nach weiblichen Führungskräften, allerdings nicht auf Grund ihres Inhalts, sondern reduziert auf ihre Form. Sie fordert geschlechtstypische, weibliche Eigenschaften als Ausgleich zu den männlichen Charakteristika, die in den Unternehmen vorherrschen. „Es ist falsch, dass mehr Männer in Top-Positionen sitzen, weil mehr Männer mehr Inhalt haben. Es ist aber ebenso falsch, bei Frauen auf Inhalt zu verzichten, wenn man(n) sie in den Vorstand oder Aufsichtsrat beruft.“
Die Autorin greift in ihrem sehr klugen und informativen Artikel eine Vielzahl interessanter Ansichten zur aktuellen Quotendiskussion auf, und illustriert ihre eigene Position mit dem Soll-Beispiel einer mittelständischen Firma aus Leinfelden-Echterdingen, die erfolgreich nachhaltig funktionierende Wirtschaftsmodelle anwendet. Es geht immer um das Ergebnis, weniger um den Prozess. Klar zeigt sich, was für Persönlichkeitsentwicklung und Karriere wirklich wichtig ist – und zwar „Eignung, Engagement, Lösungsorientierung und Freude an der Zielerreichung“. Ihr Tipp für Unternehmen ist: „Kluges Management ist keine Geschlechterfrage, und nicht Quantität, sondern Qualität macht Quote.“