Brigitte ist längst keine Hausfrau mehr
Die Mutter aller Frauenzeitschriften wird 60
Sechs Jahrzehnte ist es mittlerweile her, seit die erste Ausgabe des Modemagazins unter dem Namen Brigitte erschienen ist. Doch außer dem nicht mehr ganz zeitgemäßen Namen scheint Deutschlands Inbegriff der Frauenzeitschrift eher jünger geworden zu sein. Neben dem Stammblatt gibt es inzwischen zudem diverse Auskopplungen und Sonderhefte. Das vom Verlagshaus Gruner+Jahr produzierte Heft erscheint heute in einer Jubiläumsausgabe.
Zugegeben, bei den Themen klassischer Frauenzeitschriften hat mancher Leser nur ein müdes Gähnen übrig. Artikel rund um Mode, Psychologie, Wohnen und Partnerschaft sind aber nur die eine Seite des Blattes. Über die Jahre hat sich das Magazin mit seinem Publikum entwickelt. Themen rund um Medizin, Umwelt, Beruf und Politik kamen hinzu und auch einige gesellschaftliche Debatten brach die Illustrierte gemeinsam mit ihren Lesern vom Zaun.
Brigitte mischt sich ein
Diskussionen um Abtreibung und Missbrauch, die Forderung einer Kinderbetreuung für berufstätige Mütter in den Siebzigern oder auch technische Fortbildung in Form von Computerkursen für Frauen in den Achtzigern haben das heutige Frauenbild mitgeprägt. Sanfter Journalismus wird das mitunter genannt.
Klar, auch die sogenannte Brigitte-Diät ist nicht aus den Köpfen zu kriegen. Und hinter der vor vier Jahren gestarteten und nach zwei Jahren wieder abgesetzten Kampagne als Gegenbewegung zu den unzähligen Mager-Models, Mode nicht mehr von Profis präsentieren zu lassen, vermuten viele eine reine PR-Aktion.
Doch wenn man bedenkt, dass die Zeitschrift seine Herkunft als „Blatt der Hausfrau“ eigentlich bereits am Ende des 19. Jahrhunderts zu verorten hat – erst 1954 setzt sich der Name Brigitte durch und gilt für G+J deshalb als Datum der offiziellen Geburt -, so hat sie sich neben dem Mut zum Wandel auch einen qualitativ hochwertigeren Journalismus bewahrt. Dazu kann man nur gratulieren.