„Fixing the women“ hat ausgedient

Portrait Natascha Hoffner - Die herCAREER-Initiatorin über neue Formate und Themen der Messe
© Sung-Hee Seewald - www.sungheeseewald.de

herCAREER-Initiatorin Natascha Hoffner über neue Formate und Themen der Messe

Am 11. und 12. Oktober 2018  findet die herCAREER wieder im Münchner MTC statt. Wir haben im Jahr 2016 mit Natascha Hoffner gesprochen, Initiatorin der Karrieremesse, über ihre Visionen für die Veranstaltung, die Verantwortung von Männern für weibliche Karrieren und über ihren eigenen Werdegang.

Liebe Frau Hoffner, die herCAREER ging 2016 in die zweite Runde. Was ist Ihre Vision für die Messe?

Mit der Messe versuchen wir, alle Aspekte einer weiblichen und familiären Karriereplanung zu berücksichtigen. Das soll heißen, dass wir mit der herCAREER Frauen da abholen, wo sie persönlich gerade stehen, also entweder beim Jobeinstieg oder -aufstieg, beim Wiedereinstieg oder bei der Gründung eines eigenen Unternehmens. Wir sprechen dabei Absolventinnen, Frauen in Fach- und Führungspositionen und Existenzgründerinnen an.

Ganz wichtig ist für uns, den Austausch zu initiieren und Vernetzungen zu schaffen. Wir wollen Entscheiderinnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammenbringen und über die Chancen und die Herausforderungen für Frauen sprechen. Dabei lassen wir ganz bewusst Männer nicht außen vor, sondern beziehen sie in die Diskussion mit ein.

Die herCAREER richtet sich also nicht allein an Frauen?

Gerade wenn es um das Thema Vereinbarkeit geht oder auch darum, Frauen ins Management zu fördern, sind Männer ein entscheidender Schlüssel für weiblichen Erfolg. Meiner Meinung nach tragen gerade sie erheblich dazu bei, dass insbesondere Managing Boards diverser werden, wenn sie Frauen nachziehen. Es gibt zahlreiche, top qualifizierte Frauen, die bereit sind für den nächsten Karriereschritt, bedauerlicherweise aber immer noch an die sogenannte „gläserne Decke“ stoßen. Uns ist es tatsächlich besonders wichtig, auch Männer anzusprechen und für das Thema Chancengleichheit zu sensibilisieren. Schließlich entsteht immer wieder der Eindruck, dass Frauen bevorzugt befördert und Männer damit kategorisch benachteiligt werden. Dem wollen wir entgegenwirken.

Wir müssen alle damit beginnen, uns von klassischen Rollenbildern und Stereotypen zu lösen. Ich sehe allerdings nicht, dass es allein die Frauen sein sollen, die sich ändern, um wahrgenommen zu werden, Chancen zu erhalten, befördert oder unterstützt zu werden. „Fixing the women“ hat ausgedient. Wir wollen mit der Messe Netzwerke schaffen für die, die sich an Veränderungsprozessen beteiligen wollen.

Wie bringen Sie die Leute zusammen?

Es gibt bereits Erkenntnisse darüber, dass Jobanzeigen mehr Frauen ansprechen, wenn sie anders formuliert sind. Um die Hürden einer Bewerbung weiter herabzusetzen, haben wir sogenannte „Job-Offer-Talks“ entwickelt, sodass Arbeitgeber mit spannenden Kandidatinnen zusammenkommen, die sich vielleicht ganz bewusst nicht auf die Stellenanzeige beworben hätten. Ein weiteres Format sind die Karriere-MeetUps. Hier reichen Frauen, aber auch Männer konkrete Hilfestellungen oder Erfahrungen zu einem Thema weiter.

Der Austausch auf Augenhöhe auch mit gestandenen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik hat sich einfach bewährt. Der Zuspruch im vergangenen Jahr seitens der Aussteller, Partner und Besucherinnen war fantastisch, weshalb wir das Angebot dieses Jahr wesentlich vergrößern werden. Über 60 Vorträge und Diskussionen wird es geben, mehr als 90 Karriere-MeetUps und Job-Offer-Talks und auch der Netzwerkabend mit über 40 Table Captains wird für die Teilnehmerinnen eine Bereicherung darstellen.

Sie setzen außerdem gezielt auf Role-Models aus Wirtschaft und Verbänden?

Wir konnten tatsächliche, zahlreiche Role-Models platzieren, die bereit sind, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Darunter sind zum Beispiel die Gründerin Valerie Bönström, die zusammen mit Steffi Graf das Franchiseunternehmen Mrs.Sporty gegründet hat, oder Jennifer Gavito, US-Konsulin, die bereits Aufgaben im US-Außen- und -Innenministerium inne hatte. Monika Schulz-Strelow ist ebenso dabei. Sie ist Präsidentin des FidAR e.V., der sich für die Einführung der Frauenquote in Aufsichtsratspositionen einsetzt. Auch Rebekka Reinhard, die Philosophin und SPIEGEL-Bestseller-Autorin, wird sicherlich mit ihrem Vortrag über die Macht das Publikum in ihren Bann ziehen.

Nicht weniger spannend wird es sein, wenn unter der Moderation von Dr. Alexandra Borchardt, Chefin vom Dienst der SZ, Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär aus dem Bundesfamilienministerium, zusammen mit Robert Franken, ehemaliger CEO von Chefkoch.de, erklärter Feminist und selbstständiger Berater, über „Gleichstellung ist Männersache“ sprechen.

Wer oder was hat Sie denn persönlich auf Ihrem Karriereweg am nachhaltigsten beeinflusst?

Ich hatte einen tollen Vorgesetzten, der mich stets forderte und förderte. Das Unternehmen, dem ich knapp 15 Jahre verbunden war, ist selbst im Messemanagement zu Hause, und war damals eine Neugründung. Zusammen haben wir Messen zu Leitmessen ihrer Branche aufgebaut und positioniert – wie die Messe Zukunft Personal, Europas Leitmesse für Personalmanagement. Diese sowie weitere Messen habe ich verantwortet. Innerhalb weniger Jahre stieg ich in die Geschäftsführung mit auf.

Diese Zeit war für mich so unglaublich wertvoll, dass ich sie nicht missen möchte. Ich habe hier auch einen positiven Umgang mit Fehlern kennengelernt: Es ist immer wichtiger, eine Entscheidung zu treffen und diese auch begründen zu können, als gar keine zu treffen und sich zurückzuziehen oder einfach nur abzuwarten. Mein Vorgesetzter war schon sehr früh mein Mentor geworden, auch wenn das keiner von uns je ausgesprochen hatte. Dabei hatten wir aber immer ein Verhältnis auf Augenhöhe, von dem beide profitiert haben. Für mich war es die beste Vorbereitung auf meine jetzige Selbstständigkeit.

Wo verläuft für Sie als Karrierefrau die Grenze zwischen beruflich und privat?

(Lacht) Auf diese Grenze weist mich mein Mann annähernd täglich freundlich, aber bestimmt hin, indem er sagt: „Jetzt leg‘ doch mal dein Telefon zur Seite, es ist Feierabend.“ Es fällt mir nicht immer leicht, abzuschalten. Seit ich Kinder habe, mache ich aber um 17.30 Uhr Feierabend. Um 17.20 Uhr kommt regelmäßig der Anruf meines Mannes als Erinnerung …

Zum Abschluss, Frau Hoffner, welchen (Karriere-)Tipp würden Sie unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?

Sollten Ihre Stärken nicht gefordert oder gefördert werden, suchen Sie sich ein entsprechendes neues Wirkungsfeld. „Love it, change it or leave it“ – es hilft, sich das immer wieder vor Augen zu führen. Ich bin der Meinung: Das Leben ist zu kurz für den falschen Job. Und letztlich: Schaffen Sie sich Netzwerke!

Vielen Dank, Frau Hoffner, für das Interview!

Weiterlesen

Können wir uns auf den gesunden Menschenverstand verlassen?
Träume verwirklichen: Glücklich im Beruf
Geschäftsführerin in Teilzeit

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert