Träume verwirklichen: glücklich im Beruf

Über allen Wolken - Wie Sie mit einem zweiten Standbein all Ihre Stärken zum Einsatz bringen
© Gellinger - pixabay.com

Wie Sie mit einem zweiten Standbein all Ihre Stärken zum Einsatz bringen

Um ihre Talente voll auszuschöpfen, hat sich Nina Neuf neben ihrer Position als Senior Project Manager bei einem internationalen Großkonzern der Hightech- und Medienbranche als Coach selbständig gemacht. Sie bringt in beiden Tätigkeiten ihre Stärken ein und auch ihr Arbeitgeber profitiert von ihrem Expertenwissen als Coach. Wie Frau Neuf ihre beiden Leidenschaften unter einen Hut bringt und wie der Arbeitgeber seine Mitarbeiter bei der Verwirklichung von Träumen unterstützen kann, erzählt sie uns im Interview.

Frau Neuf, was gab Ihnen den Anstoß, eine zweite Karriere zu starten?

Ich kam zum Coaching über ein Führungskräftetraining. Dort habe ich die positiven Effekte des Coachings erstmals erlebt und verstanden. Ziemlich schnell stand dann für mich fest, dass ich die volle Ausbildung zum Coach machen will – und perspektivisch auch in diesem Bereich arbeiten möchte. Während der Ausbildung habe ich dann schon angefangen, einen Businessplan zu schreiben. Mir war wichtig, dass ich schon früh analysiere, was ich mit der zusätzlichen Qualifikation anfangen kann und möchte. So habe ich nach und nach das Coaching meinem Beruf hinzugefügt. Heute kann ich mit Stolz sagen, dass Coaching mein zweites Standbein ist.

Wie können Sie Ihr zweites Standbein mit Ihrem Job in einem internationalen Konzern in Einklang bringen?

Das ist natürlich eine Herausforderung – und zuweilen auch eine Gratwanderung. Auch wenn das Coaching „nebenher“ läuft, ist der Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen. Wenn ich morgens in die Firma gehe, habe ich schon etwa eine Stunde zu Hause gearbeitet. Wenn die Kollegen abends in den Feierabend gehen, stehen bei mir oft noch Kundentermine im Kalender. Da bleibt manchmal wenig Zeit für Freunde und Familie. Für mich gibt es drei Faktoren, die mir helfen, alle Facetten meines Lebens in Einklang zu bringen:

  1. Ich kann mich sehr gut selbst motivieren. Beide Aufgaben sind für mich eine sinnvolle Arbeit, die mir gleichermaßen Freude bereitet. Das ist meine Basis, die mich antreibt.
  2. Organisation. Ganz konkret heißt das, dass ich mir meinen Tag genau einteile und jeder Bereich ein ganz konkretes Zeitbudget bekommt. Da kommt die Projektmanagerin in mir zum Vorschein.
  3. Ich arbeite fokussiert. Wenn ich morgens am Schreibtisch ein Coaching vorbereite, dann bin ich in Gedanken weder in der Firma beim anstehenden Projektmeeting noch mache ich nebenher die Wäsche. Ich widme mich ganz konzentriert dieser Aufgabe. Schließlich zahlt jeder Auftraggeber für meine volle Aufmerksamkeit. So zu arbeiten, hilft mir persönlich auch dabei, abzuschalten. Wenn Aufgaben erledigt sind, sind sie abgehakt und ich habe den Kopf frei.

Wie profitiert Ihr Arbeitgeber von Ihrer Arbeit als Coach?

Ich bringe mein neues Wissen und meine Fähigkeiten natürlich auch ins Unternehmen ein, das erweitert meine Handlungsfähigkeit enorm. Die Qualität meiner Kommunikation hat sich in den letzten Monaten wesentlich gesteigert, davon profitiert auch mein Team. Ich übernehme heute eine andere Führungsrolle, ich kann besser vermitteln, moderieren und Menschen zusammenführen. Durch meine Coaching-Ausbildung habe ich gelernt, die Perspektive zu wechseln und Dinge von außen zu betrachten. Wenn das Team feststeckt, frage ich offen in die Runde: „Ist das jetzt zielführend?“ Inzwischen lachen die meisten schon, aber diese einfache Frage verändert viel, löst die Spannung und nimmt Druck raus. So etwas hätte ich früher nicht gemacht.

Wie profitieren Sie selbst davon? Hat die Arbeit beispielsweise Auswirkungen auf Ihre lange Zugehörigkeit im Unternehmen?

Ich finde heute noch mehr Bestätigung in meiner Arbeit als früher, fühle mich „komplett“ in dem, was ich tue. Das gibt mir unglaublich Rückenwind. Außerdem bekomme ich sehr viel positive Rückmeldung – nicht nur von meinen Klienten, sondern auch von Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern. Sie bestärkt mich darin, dass es richtig war, beide Wege zu gehen und nicht vorschnell eine Entscheidung für oder gegen das ein oder andere zu treffen.

Was können Arbeitgeber tun, deren Mitarbeiter sich gern ein zweites Standbein aufbauen möchten?

Ganz wichtig ist, dass der Arbeitgeber mit dem Mitarbeiter die Rahmenbedingungen für eine Nebentätigkeit klärt, um Missverständnisse und Ärger von Anfang an zu vermeiden. Die Rechte, Pflichten und auch Erwartungen beider Seiten sollten geklärt werden.

Wenn ein Mitarbeiter mit einem Veränderungswunsch auf Sie zukommt, nutzen Sie die Gelegenheit und fragen Sie nach den Beweggründen. Zeigen Sie echtes Interesse und finden Sie heraus, was ihr Mitarbeiter will, was er kann und was ihn antreibt. In Unternehmen gibt es so viel Potenzial in der Belegschaft, von denen Arbeitgeber oftmals gar nichts wissen.

Ich hatte das große Glück, dass mein Chef von Anfang hinter mir stand. Meine Ausbildung und die angestrebte Nebentätigkeit als Bereicherung und nicht als Bedrohung gesehen hat. Seine erste Reaktion war: „Nina, das kann ich mir total gut vorstellen.“

Vielen Dank für das Interview, Frau Neuf.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert