Warum Personaler im Gespräch oft nicht lächeln

Fragenfeuer von Eiskönigin – Sehr eisige Stimmung im Gespräch. Nichts für mich. – Unprofessionell, arrogant, unfreundlich, unhöflich

Kununu-Bewertungen aus der Rubrik „Bewerbung“ in den Branchen Automobilindustrie, Kunst/Kultur/Unterhaltung sowie Internet/Multimedia

Vielleicht haben Sie eine ähnliche Situation bereits erlebt. Sie kommen aus einem Vorstellungsgespräch, in dem Sie sich kompetent und verbindlich darstellen, Professionalität vermitteln, aber auch Ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringen wollten. Und Sie möchten einen Eindruck der Unternehmenskultur des Arbeitgebers oder Unternehmensbereichs bekommen, bei dem Sie sich beworben haben. Doch statt einer offenen Gesprächsatmosphäre herrschte eine fast schon eisige Stimmung, ohne jede ermunternde Geste oder direktes Feedback.

Warum lächeln Personaler in Vorstellungsgesprächen nicht?

Doch schon zu Beginn des Gesprächs fühlt es sich irgendwie falsch an. Nach einem knappen Einleitungs-Smalltalk sitzt Ihnen ein Personaler mit ernster Miene gegenüber, der routiniert scheinbar unzusammenhängende Fragen stellt. Ein Kaffee wird Ihnen zwar angeboten, aber nicht nachgeschenkt, als Sie ausgetrunken haben. Zwischendurch scheint Ihr Gesprächspartner sogar auf die Uhr zu schielen. Ihre eigenen Fragen werden nur knapp beantwortet, und als Sie mutig einen kleinen Scherz versuchen, um die Atmosphäre aufzulockern, ernten Sie maximal ein sehr kurzes Lächeln. Noch verstörender wirkt all dies, wenn „der Personaler“ eine Frau ist.

Wenn die positive Beziehungsebene fehlt

Das aktive Bemühen um eine positive Beziehungsebene, zum Beispiel durch Lächeln und freundlichen Smalltalk gehört in vielen Kulturen zu einer erfolgreichen Gesprächsanbahnung. Deutsche sind hierbei zwar noch deutlich knapper und sachlicher als beispielsweise Amerikaner, andererseits verbindlicher als beispielsweise Russen, für die ein unverbindliches Lächeln ein Zeichen mangelnder Professionalität wäre. Und wir sind erziehungsbedingt darauf getrimmt, dass Frauen eher für eine gute Stimmung zwischen Gesprächspartnern sorgen, dabei den Kopf schräg legen und lächeln. Frauen, die dieses Verhalten im beruflichen Kontext nicht zeigen, können irritierend wirken.

Wie mit unterkühlter Atmosphäre umgehen?

1. Führen Sie sich die Aufgabe des Personalers in einem Vorstellungsgespräch vor Augen: Möglichst objektiv und vergleichbar soll er oder sie Ihre Fähigkeiten, Einstellungen und Erwartungen in kürzester Zeit erfassen. Dies bedingt eine hohe Konzentration und eine neutrale Haltung. Eine möglichst genaue Beobachtung hat hier also Vorrang vor einer tragfähigen Beziehungsebene, die sich eher verfälschend auf eine spätere Bewertung auswirken könnte.
2. Bereiten Sie sich auf das Gespräch möglichst gut vor. Was sollen Ihre Gesprächspartner auf jeden Fall über Ihre Erfahrungen und Kenntnisse wissen? Wie können Sie Ihre Persönlichkeit darstellen, auch ohne dafür auf Resonanz Ihres Gegenübers angewiesen zu sein? Scheuen Sie sich nicht, das Gespräch in dem Stil zu führen, der am besten zu Ihnen passt, also beispielsweise in Ihrer gewohnt freundlichen Art.
3. Bedenken Sie, dass ein persönliches Vorstellungsgespräch einem Unternehmen mindestens 500 Euro Kosten pro Stunde verursacht! Sie haben also allen Grund zur Annahme, dass alle Beteiligten ein sehr hohes Interesse an einem positiven Ausgang haben. Kann man noch willkommener sein?

All diese Hinweise sollten Sie sich vor dem nächsten Gespräch in Erinnerung rufen. So können Sie das Verhalten Ihres Gegeüber gegebenenfalls besser einschätzen und wissen, dass dies keinesfalls von einer Antipathie herrührt. Verhalten Sie sich wie gewohnt und lassen Sie sich von dieser ungewöhnlichen Situation nicht verunsichern.

Weiterlesen

Losheulen geht natürlich auch
Frauen knacken den Männercode
Ist die Gastronomiebranche noch zu retten?