Die Kraft der Leidenschaft
Leadership-Expertin Kerstin Plehwe über die vierte von 7 Führungsqualitäten erfolgreicher Frauen
Oftmals fällt es uns leichter, Höchstleistungen zu erbringen, wenn wir dies für andere tun. Die Leidenschaft, zu helfen, etwas zu verbessern oder Heilung zu finden, treibt auch heute noch Francoise Barré-Sinoussi an.
Eine der insgesamt gesehen wenigen weiblichen Träger eines wissenschaftlichen Nobelpreises ist die französische Entdeckerin des HI-Virus Francoise Barré-Sinoussi. Im Jahr 2008 erhielt sie gemeinsam mit Luc Montanier den Medizin-Nobelpreis für eine lang herbeigesehnte medizinische Sensation: die Entdeckung des HI-Virus. Ein Gespräch mit ihr enthüllt die Antwort auf die Gründe Ihrer Motivation, und sie gilt geschlechter- und altersunabhängig.
Leadership-Qualität Nummer 4: Die Kraft der Leidenschaft
In jedem Beruf, ob als Wissenschaftlerin, kaufmännische Angestellte oder Technikerin, berührt die eigene Arbeit das Leben von Menschen auf irgendeine Art und Weise. Die Wurzel der Spitzenleistung liegt aus Madame Barré-Sinoussis Sicht darin, eine Verbindung zwischen sich und den Menschen zu schaffen, deren Leben durch die eigene Arbeit berührt wird.
Die Nahtstelle zwischen ihrer Arbeit und den Menschen wurde ihr selbst im Nachgang eines Vortrags auf einem Medizinerkongress in San Franzisco bewusst. Ein Mann trat zu ihr und bat sie eindringlich, mit ihm einen an AIDS erkrankten Freund zu besuchen, der ein großer Fan ihrer Arbeit sei. Zögernd gab sie dem Wunsch nach, wissend um die Intensität der Begegnung mit Todkranken. Dieser Mann allerdings berührte sie auf eine ganz unerwartete Art und Weise und baute die Brücke zu ihrer Wissenschaft, die sie sich zwar oft vorgestellt hatte, über die sie aber emotional nie gegangen war. Er bedankte sich bei ihr für ihre Forschungsarbeit der letzten Jahre und bat sie eindringlich, weiter zu forschen und in ihrer Arbeit nicht nachzulassen, auch wenn ihm das selbst nicht mehr nutzen konnte. Er wusste um seinen nahen Tod, aber sprach für diejenigen, die nach ihm noch vom Ergebnis ihrer Arbeit profitieren würden.
Erwecken Sie Ihre Leidenschaft
Noch heute, Jahre nach der Begegnung, treibt ihr die Erinnerung an dieses Gespräch Tränen in die Augen und sie hat es in all den Stunden im Pariser Institut Pasteur und der oft ermüdenden Analyse von Tausenden von Testergebnissen und Zahlenreihen nie vergessen. Im Gegenteil: Es wurde zum Antrieb ihrer Leidenschaft und zum intensiven Wunsch, die eigenen Talente nicht nur optimal einzusetzen, sondern darin auch nie nachzulassen.
Die international höchst anerkannte Virologin sagt, die Erkenntnis, für wen sie diese Leistung erbringe, habe sie dorthin gebracht, wo sie heute steht. Ich meine, davon können wir alle lernen. Und der erste Schritt liegt darin, die eigene Leidenschaft zu erwecken.
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