Die Karrierebremse im Kopf
Es ist besser, unvollkommen anzupacken, als perfekt zu zögern
Was bereits Thomas Alva Edison wusste, rät Sigrid Meuselbach Manager auch Führungskräften und vor allem Frauen. Ihrer Erfahrung nach bremsen sich Frauen aufgrund fehlenden Selbstbewusstseins und falscher Bescheidenheit nur unnötig aus.
Kann ich das überhaupt?
Wird einer kompetenten Frau ein spannender Job angeboten, lautet ihre typische Gegenfrage: „Trauen Sie mir das denn überhaupt zu?“ Oder sie antwortet voller Zweifel: „Ich weiß gar nicht, ob ich dafür ausreichend Erfahrung habe.“ Auf diese Weise stellen sich Frauen häufig selbst ein Bein. Denn befördert wird in der Wirtschaftswelt nur, wer fest daran glaubt, dass er es verdient hat, und dementsprechend selbstbewusst auftritt.
Yes, I can
Daher lautet mein Rat: Überwinden Sie diesen Unsicherheits- oder Bescheidenheitsreflex! Lernen Sie, ganz offen zu sagen: „Ja! Ich möchte diese Aufgabe übernehmen. Ich bin die Richtige für dieses Projekt!“ Und nehmen Sie dabei auch keine falsche Rücksicht auf andere. Ich kenne einen Bereichsleiter, der eine besonders begabte Mitarbeiterin ermutigen wollte, sich für eine Leitungsposition zu bewerben. Zu seinem großen Erstaunen antwortete sie: „Ich würde ja gerne, aber ist nicht zuerst der Kollege Müller dran? Der ist doch schon länger im Unternehmen und wollte sich auf jeden Fall bewerben. Er wäre bestimmt sauer über die Konkurrenz.“ Liebe Leserinnen, überlegen Sie mal: Zahlt sich eine solche Rücksichtnahme wirklich aus? Würde der männliche Kollege ebenso verzichten? Eher nicht.
Trauen Sie sich
Wenn sich neue Chancen auftun, sind Frauen im Vergleich zu Männern extrem zögerlich, davon können Personalverantwortliche und Headhunter ein Lied singen. Während Männer selbst die Hand heben, warten weiblichen Talente darauf, angesprochen zu werden. Und: Männer bewerben sich in der Regel schon auf einen interessanten Job, wenn sie gerade einmal 60 Prozent der in der Ausschreibung genannten Voraussetzungen erfüllen. Frauen werden erst aktiv, wenn sie glauben, 100 Prozent mitzubringen, wie eine Studie des Unternehmens Hewlett Packard belegt. Das ist mit ein Grund dafür, dass Frauen in Führungspositionen noch immer unterrepräsentiert sind – und ein ganz unnötiger.
Denn in einer Stellenanzeige beschreiben die Personaler eines Unternehmens den absoluten Wunschkandidaten. In der Regel gibt es diesen jedoch gar nicht, und sie werden am Ende einen Bewerber nehmen, der die wichtigsten Punkte erfüllt und zudem motiviert, kompetent und entschlossen wirkt. Wichtiger als das reine Abhaken von Qualifikationen ist daher eine schlüssige Antwort auf die Frage: Warum wollen Sie den Job? Warum sind Sie dafür geeignet?
Hinzu kommt: Der Job, der sich heute ein wenig zu groß anfühlt, wird wahrscheinlich genau der richtige für Sie sein. Schließlich sind die spannenden Positionen diejenigen, die uns herausfordern und in denen wir uns weiterentwickeln können. Wenn Sie also alle beschriebenen Anforderungen schon vor Antritt der Stelle erfüllen, dann sind Sie sehr wahrscheinlich nicht besonders gut geeignet, sondern bereits überqualifiziert. Zögern Sie also nicht länger, wagen Sie den nächsten Schritt! Denken Sie immer daran: Erfolg ist eine Überwindungsprämie!
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